Eine Privatsternwarte im Remstal bei Stuttgart

von Rudolf Idler
Mobirise
Mit dem Bau eines neuen Eigenheims wurde von meinem damaligen Freund Michael Gutzeit und seiner Frau Anette von Anbeginn eine Sternwarten Kuppel auf dem Dach des Hauses mit geplant. 

Seit 1979 beobachteten wir damals mit diversen transportablen Instrumenten von verschiedenen Beobachtungsstandorten aus.
Der Plan war: Michael sollte die Möglichkeit haben, von Zuhause aus beobachten können – die Idee kam damals von seiner Frau.

Die Kuppel

Die 2,6 m Kuppel auf dem Haus

Hier ein Bild von der privaten Sternwarte im Wohngebäude

Innenansicht

in der Kuppel

Montierung mit 8“, C-14 105 mm mit H-alpha Filtern

Rückansicht

eine Ansicht vom Arbeitsplatz

H.alpha mit Bino, Herschelkeil am großen Refraktor

Okularsammlung

mit den Binos

Die Monokulare

Die Kuppel:


Die 2,6 Meter Kuppel sitzt auf einem quadratischen Unterbau mit 3,2 m Durchmesser und befindet sich auf der Südseite auf dem Dach des Hauses. 


Die Sternwarte stellt den Abschluß des Treppenhauses dar. Vom oberen 2 Stockwerk führt eine stabile Holztreppe zur Sternwarte.rauf. Eine große Holz Luke von ca. 70 cm Breite und 1,2 m Länge läßt sich von der Treppe aus bequem öffnen und beim Aufsteigen sichern..


Von oben wird die Luke mittels Handgriffen heruntergelassen, der Sternwartenraum ist damit vollkommen abgeschlossen. Jegliche negativen Seeingeinflüsse vom Treppenhaus sind damit ausgeschlossen. Die Fußbodendicke beträgt das doppelte eines normalen Bodens, damit ist genügend Tragkraft für Instrumente gegeben, die Belastung beträgt pro qm ca. 500 kg.


Anfänglich war eine preisgünstige Kuppel montiert. Nach dem Orkan Lothar 1999 war die Kuppel jedoch kaum mehr zu gebrauchen, sie hat sich so verzogen, daß die Geräusche, welche beim Öffnen und beim Schließen des Kuppelspaltes, sowie beim Drehen entstanden, den Nachbarn nachts nicht zugemutet werden konnten.


Also wurde von der Familie eine Baader 2,6 m Kuppel angeschafft: Welch ein Unterschied, die Baader Kuppel ist derart massiv, daß sicher der stärkste Orkan ihr nichts anhaben kann. Sie läuft leise und geschmeidig, auch jetzt nach 17 Jahren noch – so wie am ersten Tag!


Der quadratische Unterbau dieser Dachsternwarte ist ein großer Vorteile gegenüber einem Rundbau, der bei den meisten Sternwarten Kuppeln üblich ist. In jeder Ecke befindet sich viel Platz für Schränkchen, einen Computer, einem Tisch ect.


Durch die Höhe von über 15 Metern über dem Boden und der Tatsache, daß der Abstand zu den Nachbarhäusern recht groß ist, ist es zu verdanken, daß das Seeing sehr oft erstaunlich gut ist. Meistens sehr viel besser, als wie bei direkt auf dem Boden aufgestellter Instrumente. Das hat sich in all den Jahren immer wieder bestätigt.


Das Abstrahlen von erwärmten Hausdächern ect. wirkt sich so gut wie nicht aus.


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Die Instrumente:


Anfänglich trug eine Vixen Saturn Montierung einen 6“ FH Refrkaotr von Jägers USA, welcher eine hervorragende Abbildung hatte.

Schon bald wurde diese Ausrüstung durch eine gebrauchte Alt 7 AD Montierung mit 12“ RC und einem 6“ Apo ersetzt.
Später kam im Tausch eine Kohler 800 Montierung, die jedoch schnell wieder durch eine neue Alt 7 AD ersetzt wurde.

Seit 2008 schmückt eine 10Micron 3600 Montierung die Sternwarte.
Bei den Instrumente welche permanent montiert sind, handelt es sich um ein 8“ AstroPhysics Apo 206/1600 mm, eine sehr gutes C-14 355/3900 mm und ein Zeiss C63/840 mm Refraktor.

Wahlweise werden als Zusatzinstrumente ein 130/820 mm Astro Physics Apo, eine Lichtenknecker 6“ 150/500 mm Flat Field Kamera oder zur Sonnenbeobachtung ein 105/650 mm Apo mit Double Stack Coronado 90 mm Filtern verwendet. 

Die meisten Teleskope schaffte mein Freund an, aber auch mir gehören das C-14 und die meisten Zubehörteile.

Eines dieser Instrumente ist immer zusammen mit den großen Geräten montiert. Für bestimmte Himmelsereignisse können auch mal alle Instrumente zusammen montiert werden, dann wird es jedoch in der Kuppel sehr eng.  

Diese Instrumente ergänzen sich alle ideal von der Abstufung der Brennweiten, sowie von der Öffnung her.

Das visuelle Zubehör:

Zur Sonnenbeobachtung steht ein 2“ Selbstbau Protuberanzenansatz mit 8“ ERF Filter zur Verfügung, ein Sonnenprojektions Schirm, Herschelkeile, sowie andere Zusatzfilter wie Polfilter und Solar Continuum Filter. 
Als Ergänzung werden hin und wieder Sonnenfolien für alle Instrumente verwendet, die Baader Astro Solar Folie.hat sich als die mit Abstand beste Sonnenfolie erwiesen. Auch bei der Sonnenbeobachtung sowohl im Weißlicht, als auch im H.-alpha Licht stellt die Binokulare Beobachtung die Krönung dar, vor allem im H-alpha wird vorwiegend mit dem Bino beobachtet. 
Das Auge tut sich bei der H-alpha Beobachtung mit beiden Augen viel leichter, man erkennt fast auf Anhieb maximale Details. Bei der Beobachtung mit nur einem Auge braucht es einige Zeit, bis sich das Auge an das ungewohnte rote Licht gewöhnt hat.  

Zur visuellen nächtlichen Beobachtung des Mondes und der Planeten werden gerne Binokularansätze mit Okular Paaren zwischen 40 mm und 4 mm verwendet. Die Binos werden meistens mit dem Baader T-2 Prisma, bzw. dem T-2 Amici Prisma mit oder auch ohne Glasweg Korrektor verwendet.

Die Zeiss Abbe Okulare sind bis heute noch unschlagbar, was die Abbildung der Schärfe und des Kontrastes angeht, es gab in den ganzen Jahren nur einen Okular Typ, welcher noch bessere Kontrast Eingenschaften hatte: Die TMB Mono Okulare, diese waren jedoch nur 2003 mal für einen Test ausgeliehen worden.

Als Brillenträger Okulare wurde 2016 ein ganzer Satz von Baader Morpheus Okularen angeschafft. Diese Okulare vereinen ein gutmütiges Einblicksverhalten, ein großes Gesichtsfeld und weitestgehende Verzeichnungsfreiheit.

Für die Monokulare Boebachtung stehen Okulare zwischen 70 mm und 4 mm zur Verfügung, sowie div. Barlowlinsen und ein FFC Konverter.
Die langbrennweitigen 2“ Okulare mit 70 mm, 56 mm und 40 mm kommen hauptsächlich am C-14 zum Einsatz. Das Nagler 31 mm ist für großflächige Objekte dass am meisten verwendeten Okulare. 
Neu angeschafft wurden Okulare mit 100 Grad Feld in den Brennweiten von 20 mm, 13mm, 9mm und 5 mm.
Diverse andere Okulare von Pentax, Leica und anderen Herstellern ergänzen die Palette.

Eine große Auswahl an Okularen kann nie schaden, je nach verwendetem Teleskop, Objekt und Witterungsbedingungen bedarf es einer fein abgestuften Reihe von Okularen, Es kommt somit nie vor, daß in bestimmten Momenten eine bestimmte Vergrößerung nicht vorhanden ist. 

Die Fotografie:


Zur Fotografie stehen eine gute Mond/ Planeten Videokamera, div. DSLR Gehäuse in Standard Ausführung, sowie auf Astro Zwecke umgebaute Kameras wie Canon EOS 40D, 60D und 5 D zur Verfügung. Div. CCD Kameras wurden im Laufe der Zeit alle wieder verkauft..

Auf der Sternwarte in Welzheim stehen für High End Aufnahmen entsprechende CCD Kameras zur Verfügung, zu welchen ich auch jederzeit Zugang habe.

Div. Bildfeldebnungslinsen und Reducer für das C-14 und die beiden Astro Physics Refraktoren sind auch vorhanden, ebenso verschiedene Off Axis Guider.

An Kameraobjektiven sind Brennweiten ab 12 mm bis zu 300 mm vorhanden.

Früher zu Zeiten des chemischen Filmes wurde mit Olympus und Nikon Kameras im Kleinbild Format, sowie mit Pentax 6x7, sowie mit Großbild im Format 4x5“ fotografiert. 

Im Keller hatten wir ein gut eingerichtetes Fotolabor. Wir entwickelten alle SW und Farb Filme selber, Vergrößerungen konnten bis zum Format 50 x 60 cm selbst hergestellt werden. Für Color Vergrößerungen vom Farb Diafilm verwendeten wir am liebsten Ciba / Ilfochrome Material, welches in einer Durchlauf Entwicklungsmaschine verarbeitet wurde.

Eine Selbstbau Hyper Sensibilisierungs Anlage kam häufig zum einsatz.

In der kleinen Keller Werkstatt wurden viele Adapter angefertigt, bald wußten wir gar nicht mehr, wie man ohne Drehbank auskommen kann.

Als dann die Produktion unsere Lieblings Filme wie Kodak Technical Pan und Kodachrome, welche wir hauptsächlich verwendeten, eingestellt wurden, stellten auch wir auf Digital Technik um.
Das Fotolabor wurde aufgelöst, die Werkstatt zog ins ehemalige Fotolabor um, es kam eine bessere Drehbank und eine Fräsmaschine dazu. 

Leider ist mein bester Freund Michael, ganz unerwartet im Jahr 2014 verstorben. 

Ich selber bin in der glücklichen Lage das gesamte Equipment, sowie die gut eingerichtete Werkstatt verwenden zu dürfen. Auch die Töchter von Michel und Anette nützen die Ausrüstung nach wie vor.